East Coast Main Line
Dem jetzigen Franchise-Nehmer National Express ist es unmöglich, genügend Erträge aus dem Betrieb der East Coast Main Line (London Kings Cross – Leeds – York – Edinburgh) zu erwirtschaften, um den Betrag zu erzielen, den National Express geboten hat, um das Franchise zu erhalten. Schon der vorige Franchise-Nehmer, Great North Eastern Railway, einer Tochtergesellschaft von Sea Containers, erkannte, dass die Strecke nicht profitabel sei und gab daher das Franchise zurück. Erstaunlicherweise gab National Express ein Angebot ab, das auf einer zehnprozentigen Einnahmensteigerung pro Jahr bis zum Jahr 2015 basierte. Im ersten Betriebsjahr konnte National Express aber nur eine Ertragssteigerung um 0,01 Prozent und möchte nun den Franchise-Vertrag neu verhandeln. Das Verkehrsministerium tat jedoch kund, dass bei einer Kündigung dieses Franchise National Express auch zur Rückgabe des East Anglia-Franchise gezwungen werden kann.
(Ted Talbot)
Neuer West Coast-Fahrplan
Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Trent Valley-Strecke, die auf vier Gleise zwischen Colwich und Rugby ausgebaut worden ist, trat am 15. Dezember 2008 ein neuer Fahrplan in Kraft. Zwischen London Euston und Birmingham verkehren jetzt drei Züge pro Stunde, ebenfalls drei Züge pro Stunde fahren zwischen Euston und Manchester, davon zwei über Stoke und einer über Crewe. Ferner verkehren zwei Züge pro Stunde zwischen Euston und Liverpool.
Alle diese Züge werden von Virgin Trains mit Pendolini der BR 390 gefahren und sind erheblich beschleunigt worden, indem sie sowohl mit höherer Geschwindigkeit verkehren als auch und weniger Bahnhöfe bedienen. Auf der Trent Valley-Strecke, halten z.B. nur sehr wenige Virgin Trains-Züge irgendwo südlich von Stafford. Die Regelfahrzeit für die 133¾ Meilen lange Strecke Stafford – Euston beträgt nun 75 Minuten.
Die Zwischenbahnhöfe auf der Trent Valley-Strecke werden jetzt von den neuen vierteiligen Triebwagen der BR 350 bedient, welche allerdings nicht Virgins Trains sondern London Midland gehören. Sie sind schnell und bequem und fahren zwischen Euston und Crewe, wobei sie die folgenden Bahnhöfe bedienen: Watford Junction, Milton Keynes, Northampton, Rugby, Nuneaton, Atherstone, Tamworth, Lichfield Trent Valley, Rugeley Trent Valley, Stafford, Stone, Stoke, Kidsgrove und Alsager. Mit Ausnahme von Stoke hatten die Bahnhöfe zwischen Stafford und Crewe seit dem Beginn der Modernisierungsarbeiten vor einigen Jahren keine direkte Verbindung mit Stafford, und Stone hatte überhaupt keine Andienung. Nun haben alle Fahrgäste aus diesen Orten mit Umstieg in Stafford einen Zugang zu den schnellen Zügen auf der Hauptstrecke sowie zu den Zügen über Birmingham.
Die Tarifstruktur von London Midland ist mit der von Virgin Trains äußerst wettbewerbsfähig. Der niedrigste Preis zwischen Stafford und Euston beträgt 6 £ (Virgin 25 £ beim 6:21-Zug), und der normale „Off-Peak“-Preis beträgt 9 £, so dass es möglich ist, z.B. an Wochenenden für 18 £ (Virgin „Super Saver“ über 50 £) nach London und zurück zu fahren. Wenn dieser Tarif besser bekannt sein wird, kann Virging wohl die Wirkung von Wettbewerb zu spüren bekommen.
Der Güterverkehr besteht aus Ganzzügen von Importkohle zu den Kraftwerken, ein oder zwei Container-Züge für die Versorgung der Supermärkte, welche die Straßen etwas entlasten. Aber Container-Züge von den Häfen scheinen wegen der Rezessionen viel weniger zu verkehren.
(Ted Talbot)
Severn Valley Railway
Die diesjährige Frühjahrs-Gala fand von 6. bis 8. März statt und war geprägt durch den Besuch von vier berühmten erhaltenen Schnellzug-Dampfloks: Great Western Railway 4-6-0 5029 „Nunney Castle“, London & North Eastern Railway A4 4-6-2 60007 „Sir Nigel GRESLEY“ (wunderschön anzuschauen in ihrer blauen Lackierung, die von British Railways für eine kurze Zeit in den späten 1940er Jahren verwendet wurde); British Railways Britannia 4-6-2 70013 „Oliver Cromwell“ und British Railways 4-6-2 71000 „Duke of Gloucester“. Alle diese Maschinen befanden sich in einem prächtigen Zustand und eine große Anzahl von Menschen machte ihnen die Aufwartung. (Ted Talbot)
Welsh Highland Railway (WHR)
Eine „goldene Schrauben“-Zeremonie fand am 28. Februar am Bahnhof Porthmadog statt, um die Verbindung der Welsh Highland Railway mit der Festiniog Railway zu feiern. Das „Gold“ war eigentlich Aluminium-Bronze und es wurden auch zwei Schrauben verwendet, eine für jede der beiden Gleisrotten, welche die meisten Gleise während der letzten Phase des Wiederaufbaus der Strecke von Caernarfon her verlegt hatten. Eine Schraube ist beschriftet mit „BHG“ (Black Hand Gang), während die andere die Buchstaben „ROTW“ (Rest of the World Gang) trägt.
Bis 6. April war die WHR nur bis Rhyd Ddu in Betrieb. Am 7. April wurde auf dem Teilstück Rhyd Ddu – Beddgelert der Museumsverkehr aufgenommen, am 21. Mai ging der nächste Abschnitt von Beddgelert zum provisorischen Bahnhof Hen Hafod (etwa eine Meile südlich von Nantmor) in Betrieb. Nach der Sommersaison soll die Eröffnung bis nach Porthmadog erfolgen. Ursprünglich sollte die ganze Reststrecke von Rhyd Ddu nach Porthmadog schon im Frühjahr in Betrieb genommen werden.
(Ted Talbot)
Schnellzugdampfloks
Die neue London & North Eastern Railway A1 60163 „Tornado“ präsentierte sich Ende 2008 erstmals der Öffentlichkeit und erreichte bei ihren ersten Fahrten zwischen York und Newcastle große Aufmerksamkeit, da viele Menschen an den Zwischenbahnhöfe dieser Strecke pilgerten, nur um sie bei der Vorbeifahrt zu sehen. Die Lok wurde am 19. Februar von der Herzogin von Cornwall in Begleitung von Prinz Charles bei einem Festakt in der National Railway Museum in York offiziell getauft. Seither führte sie mehrere Sonderzüge über Hauptstrecken und entpuppte sich als äußerst beliebt. Kenner der Dampfloktechnik bescheinigten ihr eine ausgezeichnete Vorstellung.
Die modernisierte Royal Scot 46115 „Scots Guardsman“ der London Midland & Scottish Railway ging Ende 2008 in Carnforth nach einer HU ebenfalls wieder in Betrieb und glänzte auch schon sehr erfolgreich vor Sonderzügen. Sie erhielt jetzt einen grünen Anstrich, der Anfang der 1950er Jahre von British Railways für Schnellzugmaschinen verwendet wurde. Erstmals war die Lok in den 1970er Jahren wiederaufgearbeitet worden. Sie durfte aber nur zwei Züge auf Hauptstrecken befördern, bevor neue Richtlinien in Kraft traten, mit denen sie nicht übereinstimmte. Daher konnte sie dann nur noch auf Museumsbahnen verkehren. Kürzlich gab sie im Mai eine Vorstellung, die auch einer Pazifik keine Schande bereitet hätte: Sie bezwang die 1:75-Steigung von Tebay nach Shap mit elf Wagen im Schlepptau in Rekordzeit. Sie begann den Aufstieg mit 76 mph und hatte am Scheitelpunkt immer noch 44 mph drauf, was einer Leistung von über 2 400 englischen Pferdestärken entsprach.
Wie es der Zufall so wollte, konnte kürzlich eine zweite Maschine dieser Baureihe wieder unter Dampf gestellt werden, nämlich die Reihen-Erste 46100 „Royal Scot“. Nach ihrer Ausmusterung durch British Railways wurde diese Lok zunächst von Billy Butlin gekauft und in einem seiner Ferien-Camps aufgestellt. Dann erwarb sie Alan Bloom und zeigte sie zusammen mit anderen Dampfloks in seinem Blumenpark in Bressingham in East Anglia. Vor einiger Zeit wurde sie zum Southall Railway Centre (an der Hauptstrecke nach London Paddington gelegen) überführt, wo ihre betriebsfähige Aufarbeitung in Angriff genommen wurde. Anschließend gelangte sie dann in die Dampflok-Werkstatt Crewe Heritage Centre von Pete Waterman, einem Popmusik-Promoter und glühenden Dampf-Enthusiasten, welcher den Rest ihrer Aufarbeitung finanzierte. Mitte Mai tauchte sie unter Dampf bei der Dampfgala der Llangollen Railway auf. Sie ist im LMS-roten Farbkleid lackiert LMS, welches sie ursprünglich für die Aufstellung bei Butlin erhalten hatte, obwohl keine der „Rebuild Scots“ jemals diesen Anstrich im Betrieb getragen hatte. Die erste dieser Baureihe wurde 1943 modernisiert und trug das im Krieg verwendete Schwarz der LMS. Einige erhielten später das ab 1946 gebräuchliche LMS-schwarz, das mit seinen gelben und rotbraunen Buchstaben und Zierlinien recht auffällig daherkam. In den Tagen von British Railways war die Standardfarbgebung aber grün wie heute bei der 46155.
Die „Royal Scots“ wurden zwischen 1927. und 1930 in Dienst gestellt. Die erste Lok dieser Baureihe wurde 1943 modernisiert. Bis Mitte der 1950er Jahre waren alle 70 Maschinen umgebaut. Während der Dampflok-Vergleichsfahrten durch British Railways im Jahr 1948 erwiesen sich die 83 Tonnen schweren 2’C-Maschinen außergewöhnlich leistungsfähig und fast gleichwertig den viel größeren Pacifics der gleichen Leistungsgruppe. Den Bewunderer dieser Baureihe bereitet es jetzt große Freude, nach vierzigjähriger Abstinenz gleich zwei Maschinen in Aktion sehen zu können.
Die LMS-Dampflok 6229 „Duchess of Hamilton“ ist normalerweise im National Railway Museum in York ausgestellt. Sie befand sich in letzten Monaten aber im Tyseley Railway Museum in Birmingham, wo sie wieder in ihren Auslieferungszustand von 1939 zurückversetzt wurde: rote Stromlinienverkleidung mit goldenen Streifen. Am 19. Mai wurde sie im National Railway Museum erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. (Ted Talbot)