Eisenbahn-Nachrichten aus Südamerika (März 2023)

Ecuador

Der seit Mai 2020 ausgesetzte Betrieb der FEEP (Ferrocarrilles des Ecuador Empresa Publica) sollte bis zum Jahresende 2022 mit privaten Investoren wieder belebt werden. Die FEEP hat für potentielle Interessenten und zur Information der Öffentlichkeit mehrere Dokumentationen erstellt, die den Status der Strecken und des Rollmaterials darstellen. Nach regierungsamtlichen Aussagen vom Dezember 2022 haben sich zwei Investoren beworben. Beide sind weltweit tätig im Bereich touristischer Züge des „Luxus-Segments“.

In der ersten Januarwoche kommt nun im wahrsten Sinne des Wortes „Dampf auf den Kessel“. Die FEEP wird kurzfristig ins Eigentum des Verkehrsministeriums überführt und aus laufenden Haushaltsmitteln sollen ab Frühjahr 2023 die Touristikzüge wieder ans Laufen gebracht werden. An erster Stelle genannt wird die Spitzkehrenstrecke  an der Teufelsschlucht (Nariz del Diablo) inclusive Betrieb mit „vapor“. (Lok Report, GovEcuador) 

Die Karte zeigt die Touristikzüge, wie sie derzeit noch im Internet beworben werden. Der Neustart wird wegen des Streckenzustandes nicht auf der vollen Länge möglich sein.

 

Kolumbien

Der Betrieb auf den von Bogota ausgehenden 914mm-Schmalspurbahnen ist für die nächsten zwei Jahre gesichert. Die ANI (Agencia Nacional de Infraestructura / Staatsunternehmen für die Transport-Infrastruktur) hat sich am 28.12.2022 in einem Vertrag mit der Finanzierungsbank Findeter die notwenigen Gelder verschafft. Auf den Strecken von La Sabana de Bogota  nach Puente Aranda und Facatativa, vom Abzweigebahnhof Puente Aranda nach La Caro, Tunja, Duitama, Sogamoso und Belencito und vom Abzweigbahnhof La Caro nach Zipaquira führt die ANI den Güterverkehr durch. Von Bogota nach Zipaquira ist die Route des „Touristren“, für den aktuell im Internet ein Fahrplan veröffentlicht wird.

Ein weiterer Vertrag vom 30.12.2022 ermöglicht eine Studie zur Reaktivierung des Pacific-Korridors von Buenaventura nach Cali, Zarzal, Cartago und La Pintada. (Lok Report, ANI)

Bleibt – gleichermaßen auch für Ecuador – zu hoffen, dass sich nicht nur eine kurzfristige Interessenpolitik dahinter verbirgt.

 

Mexiko

Das Projekt „Tren Maya“ umfasst die Reaktivierung der bestehenden Eisenbahnstrecken von Palenque in der Provinz Chiapas nach Escarcega, Campeche, Merida und Valladolid und den Neubau einer Strecke von Escarcega nach Bacalar, Chetumal und Cancun sowie einer Verbindung von Valladolid nach Cancun auf der Halbinsel Yucatan. Die Bauarbeiten wurden im Dezember 2018 aufgenommen und im Juni 2021 wurden 42 Alstom xtrapolis-Einheiten bestellt. Die Züge nehmen 300 Passagiere auf, sind 176 km/h schnell und werden im Werk Ciudad Saghun in Hidalgo gebaut. Die Neubaustrecke berührt das Calakmul-Biospärenreservat, die Seen von Bacalar und einige Maya-Kultstätten.

Neben der Landwirtschaft soll auch die touristische Infrakstur im Sinne des Öko-Tourismus entwickelt werden. Der Tren Maya war ursprünglich als reine private Investition geplant, die sich aus Profiten der Entwicklungsmaßnahmen selbst trägt. Dazu war auch ein anspruchsvoller Zeitplan mit einer Betriebsaufnahme im Jahr 2023 vorgegeben.

Das Projekt ist innerhalb von Mexico und international umstritten und beschäftigt unter anderem die UN-Menschenrechts-Kommission, mexikanische Gerichte und zahlreiche Wissenschaftler. Hauptthemen sind dabei die Umweltverträglichkeit, mögliche Auswirkungen auf die Maya-Kulturschätze, auf die Natur — insbesondere die Cenotes (Kaarsthöhlen) und bedrohte Tierarten, die mit jedwedem Tourismus verbundenen Veränderungen in der Gastregion, die Beteiligung und der  Umgang mit der Bevölkerung sowie die Kostenkalkulation, Terminforcierung und der Nutzen der neuen Züge.

Inzwischen ist der mexikanische Staat in die Finanzierung eingestiegen. Damit hat sich der Umfang möglicher Interessenskonflikte und der Kreis von Personen und Institutionen, für die der Zug ein Prestigeobjekt darstellt, weiter erhöht.

(Wikipedia, Nachrichtenagentur Reuter, latinapress, Alstom)

Leider wird es in diesem Gezerre der verschiedenen Interessengruppen um Volksabstimmungen, Umweltgutachten, Trassenvariationen, Baustops und andere Terminprobleme letztlich einen Verlierer geben: Das System „Eisenbahn“ mit seinen guten Eigenschaften

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert