West Coast Railway vor Gericht
Der britische Zugbetreiber West Coast Railway und einer seiner Lokführer mussten sich im Januar 2016 vor Gericht verantworten. West Coast Railway betreibt Dampfzüge auf Hauptbahnen, einschließlich der beliebten Saisonfahrten an der Küste von Wales sowie zwischen Fort William und Mallaig in Schottland.
Anlass für die Gerichtsverhandlung ist ein Zwischenfall vom 7. März 2015. Betroffen war der Dampfsonderzug „Cathedrals Express“ von Bristol nach Southend East, gebildet aus 13 Wagen und bespannt mit der Dampflok 34067 „Tangmere“. In der Zufahrt auf Wootton Bassett Jct. erfolgte eine automatische Warnung durch die elektronische Zugsicherung an einer Langsamfahrstelle, woraufhin der Lokführer das Automatic Warning System (AWS) vermutlich bewusst abgeschaltet hat. Kurz danach erkannte der Lokführer ein rotes Signal zu spät und brachte den Zug erst 600 Meter hinter dem Signal zum Stehen. Ein IC125 von First Great Western hatte an dieser Stelle den Fahrweg des Dampfzugs erst wenige Momente zuvor planmäßig gekreuzt.
Die Aufsichtsbehörde wertet den Vorfall als den gefährlichsten Zwischenfall im britischen Schienennetz während der letzten fünf Jahre. Da West Coast Railway bereits zuvor in einige Problemfälle verwickelt war, erließ Network Rail erstmals in seiner Geschichte ein sofortiges Betriebsverbot. Erst nachdem West Coast Railway mit organisatorischen Veränderungen auf die Auflagen von Network Rail reagiert hatte, konnte der Betrieb der „mainline steam specials“ nach einigen Wochen wieder aufgenommen werden. (Steam Railway Magazine, Illert)