SNCF bestellt zu breite Züge
Die französische Staatsbahn SNCF und der sich ebenfalls in staatlicher Hand befindende Schienennetzbetreiber RFF haben fünf Jahre an einem Großauftrag für Alstom und Bombardier über rund 1.900 Regionalzüge gearbeitet. Nun mussten sie feststellen, dass die Züge für die Einfahrt in Hunderte von französischen Bahnhöfen um 1 cm zu breit sind.
1.300 Bahnsteige müssen daher in den kommenden Jahren verschmälert werden. Nach Angaben der Unternehmen kostet das 50 Mio. € – eine Rechnung, die der frühere Transportminister Dominique Bussereau als eine „totale Unterschätzung“ bezeichnet. Zu der Panne kam es offenbar aufgrund der mangelnden Abstimmung zwischen SNCF und RFF. Die SNCF hatte sich bei der RFF nach den Maßen für die Bahnhöfe erkundigt und die RFF daraufhin Daten geliefert, die sich auf 30 Jahre alte Informationen bezogen. Viele Bahnhöfe sind aber älter, haben breitere Bahnsteige und damit weniger Platz für die Züge. Die Rechnung der SNCF, die um 20 cm verbreiterte Züge bestellt hatte, ging daher nicht mehr auf. Dabei habe es die SNCF aber auch versäumt, die RFF-Angaben vor Ort zu überprüfen. RFF-Präsident Jacque Rapoport meinte lapidar, Frankreich müsse seine bis zu 150 Jahre alten Bahnsteige ohnehin erneuern: „Wenn man ein neues Auto kauft, dann muss man auch manchmal den Ort umbauen, wo es hinein soll“. Zudem seien die Zusatzausgaben von 50 Mio. € für die Erneuerung eines Siebtels aller französischen Bahnsteige bei jährlichen Kosten für das gesamte Bahnsystem von acht Mrd. € verkraftbar. Der RFF-Präsident führte die In-vestitionspanne auch auf die jahrelange Trennung von der SNCF zurück. Erst demnächst sollen sie laut Beschluss von Parlament und Regierung wieder unter einem Dach vereint werden. (NaNa)