Todesgefahr durch Bus oder Bahn
Wenn es eine ständige Gefahr gibt in Buenos Aires, dann diese: Busse und Züge sind wie tollwütige Tiere. Vor kurzem wollte ein Stadtbus, ein sogenannter Colectivo der Linie 92, im Viertel Flores einen Bahnübergang queren, obwohl die Ampel offenbar auf Rot stand und das Warnsignal ertönte. Die verbogene Schranke war jedoch nur halb geschlossen und kein Aufpasser präsent. Von rechts kam ein Zug herangerast, riss das Gefährt mit, entgleiste und prallte gegen einen Zug auf der Gegenfahrbahn. Zehn Fahrgäste und der Busfahrer starben, mehr als 200 weitere Menschen wurden verletzt. Dies war der Gipfel einer Serie von Unfällen der billigen und schlecht überwachten Nahverkehrsmittel. Bereits zuvor hatten die bunten Colectivos in diesem Jahr elf Passanten zu Tode gefahren.
Die oft überforderten Chauffeure bremsen auch an Zebrastreifen, Kreuzungen und Ampeln kaum. Noch schlimmer geht es an den Gleisen zu: An den 103 oft kaum gesicherten Bahnübergängen in Buenos Aires sterben laut der Zeitung La Naciãn jedes Jahr mehr als 300 Menschen. Ein Lokführer überfährt im Laufe seiner Berufszeit 30 Personen, viele lassen sich traumatisiert frühpensionieren. „Wir gehen in Rente, als ob wir Kriegsveteranen wären“, sagt der Generalsekretär der Lokführer-Vereini-gung. „Aus Versehen bringen wir mehr Leute um als ein Soldat in Vietnam.“ (SZ)