Nachrichten 3/2004


Afrika
Kenia/Sudan - Madagaskar - Südafrika - Tunesien - Westafrika
Amerika
Peru - USA
Asien
China - Indien - Indonesien - Iran - Israel - Kasachstan - Südkorea - Saudi-Arabien
Australien
Australien
Europa
Europäische Union - Albanien - Griechenland - Großbritannien - Russland - Spanien - Türkei
Das Letzte - Das Allerletzte


Europäische Union [3/2004]

Europäische Eisenbahnagentur
In Lille/Valenciennes (Frankreich) hat die Europäische Eisenbahnagentur ihre Tätigkeit aufgenommen. Bis in etwa zwei Jahren wird sie rund hundert Bahnexperten beschäftigen. Demnächst will ihr Verwaltungsrat den Direktor ernennen. Die Agentur soll für mehr Sicherheit und bessere Zusammenarbeit im europäischen Bahnverkehr sorgen. (FAZ)


Albanien [3/2004]

Ehrgeizige Pläne
Nach einem bis 2005 ausgelegten Regierungsprogramm will Albanien die Transportinfrastruktur ausbauen und modernisieren. Insbesondere der paneuropäische Ost-West-Korridor, aber auch ein Nord-Süd-Korridor sollen die Verbindung zu den Nachbarländern herstellen. Internationale Organisationen wie die Weltbank wollen dabei helfen. Es soll mit Montenegro, Mazedonien und Griechenland verbunden und somit ins europäische Netz integriert werden. Derzeit besteht das albanische Schienennetz aus weniger als 700 km; die meisten albanischen Züge können nur Geschwindigkeiten von maximal 40 km/h fahren; die Lokomotiven sind im Durchschnitt 35 Jahre alt. Das Signal- und Kommunikationssystem müsste erheblich verbessert werden. Schließlich wäre auch die Eisenbahngesetzgebung europäischen Standards anzugleichen. (Ost-West-Contact)


Griechenland [3/2004]

Neue Zahnradtriebwagen
Vier neue dreiteilige Dieseltriebwagen haben die griechischen Staatsbahnen bei Stadler für ihre 22,3 km lange 750-mm-Strecke Diakofto - Kalavryta bestellt. Die Schmalspurbahn weist drei Zahnstangenabschnitte (System Abt) auf, um eine Höhendifferenz von 700 Metern zu überwinden. Angesichts der Sonderkonstruktion (geringe Radsatzlasten, kleineres Lichtraumprofil) wird der Preis von 34,8 Mio. CHF für die dieselelektrischen Triebwagen verständlich. Die neuen Fahrzeuge sollen ab 2006/07 das derzeitige, über 40 Jahre alte Rollmaterial ablösen. Die Strecke ist bis dahin mit abschnittsweiser Erhöhung der Streckenhöchstgeschwindigkeit modernisiert. (NaNa)


Großbritannien [3/2004]

Wieder unter Dampf
Die HU der Nr. 71000 "Duke of Gloucester" ist beendet. Die Maschine erhielt in den Crewe Works einen neuen Anstrich und absolvierte am 24. Juli unter Dampf ihren ersten Fototermin. Die eigentliche HU hatte die Werkstatt der East Lancashire Railway in Bury, Lancashire vorgenommen. Die erste große Ausfahrt der 71000 wird Anfang September mit einem Sonderzug zwischen Crewe und Holyhead stattfinden.
Die "Duke of Gloucester" gehört zur einzige Dreizylinder-Baureihe der Einheitsloks der British Railways. Nach ihrer Ausmusterung verbrachte sie lange Jahre auf dem berühmten Barry-Schrottplatz in Südwales, bevor sie 1990 erstmals zu neuem Leben erwachte. Dies war ein gewaltiges Unterfangen, denn viele Teile fehlten und der Rest war in einem erbärmlichen Zustand. (Edward Talbot)


Russland [3/2004]

30 Stunden im Komfort-Abteil
Seit dem 10. Juli führt der Zug Berlin - Moskau einen sehr komfortablen Wagen mit sich: Er enthält neben einer Bar mit Buffet vier Abteile für nur jeweils zwei Personen, aber mit eigener Dusche und WC. Der Fahrpreis pro Person beträgt 320 Euro; benutzt ein Einzelreisender das Abteil allein, zahlt er 430 Euro. Essen und Getränke sind nicht inbegriffen. Dieser Zug verkehrt jeweils am Dienstag und Sonntag ab Berlin-Lichtenfeld, am Montag und Samstag ab Moskau. (FAZ)


Spanien [3/2004]

Ein Tunnel zwischen Kontinenten
Spanien und Marokko haben sich dem Vernehmen nach über eine Tunnelverbindung zwischen den beiden Ländern politisch geeinigt. Der Tunnel ist ähnlich wie derjenige unter dem Ärmelkanal geplant. Die Trasse für dieses Projekt soll östlich von Tanger beginnen und westlich von Algeciras enden. Dort soll ein Verladebahnhof für Pkw und Lkw gebaut werden, wo die Fahrzeuge von einem Shuttlezug aufgenommen werden. Vom spanischen Terminal aus soll die Strecke nach Cadiz führen und Anschluss an die AVE-Linie Madrid - Sevilla finden. (S. Rachsi, FCN)


Türkei [3/2004]

Schweres Zugunglück
Nur 48 Tage nach Inbetriebnahme des neuen Schnellzugs Istanbul - Ankara ist es am Abend des 22. Juli zu einer Tragödie gekommen: Der Zug mit mehr als 230 Passagieren entgleiste etwa auf halber Strecke zwischen Istanbul und Ankara nahe der Ortschaft Mekece in der Provinz Sakarya, dabei kippten mindestens vier Waggons um. 37 Menschen kamen ums Leben und 81 wurden verletzt. Die meisten Toten gab es im dritten und vierten Waggon, die sich ineinander verkeilt hatten.
Die Ursache des Zugunglücks ist umstritten. Die Behörden beschuldigten die drei Mitglieder des Zugpersonals wegen einer deutlichen Tempo-Überschreitung der Fahrlässigkeit, Gewerkschaften verwiesen auf das veraltete Schienensystem, das für "Hochgeschwindigkeitszüge" wie den verunglückten nicht geeignet sei.
Der neue Schnellzug war ein Prestige-Objekt der Regierung und von Ministerpräsident Erdogan persönlich eingeweiht worden. Er sollte die Reisezeit auf der knapp 600 Kilometer langen Strecke von acht auf fünf Stunden verkürzen. Experten hatten schon vor der Eröffnung auf die veraltete Infrastruktur verwiesen und Sicherheitsbedenken vorgebracht. Türkische Zeitungen warfen inzwischen Behörden und Regierung vor, von den Ursachen des tödlichen Unglücks abzulenken. (StN)


Kenia/Sudan [3/2004]

Projekt durchs "Menschenfresser-Gebiet"
Die in Kenia vom Indischen Ozean ins Landesinnere bestehende Bahnstrecke soll einem ehrgeizigen Projekt zufolge in den nächsten Jahren bis in den Südsudan hinein verlängert werden. Nach gut zwanzigjährigem Bürgerkrieg sollen die Ölvorkommen im nichtarabischen Süden des Landes erschlossen und das schwarze Gold per Bahn an die Küste transportiert werden. Die geplante, mehrere tausend Kilometer lange und ca. 2,5 Mrd. Euro teure Bahnlinie könne zur Hauptlebensader des Südsudan werden, sagte ein Vertreter des Schienenbau-Unternehmens Thormählen. Zu den Gefahren bei der Konstruktion einer solchen Strecke meinte er, heutzutage habe man insbesondere mit Angriffen unkontrollierter Milizen zu rechnen. Beim Bau der ersten Eisenbahn in Kenia habe man es noch mit Löwen zu tun gehabt. Damals seien 130 Bauarbeiter von den sog. "Menschenfressern von Tsavo" zerfetzt worden. (Münchner Merkur)


Madagaskar [3/2004]

Von Zürich nach Madagaskar
Am 12. Juli traten die ersten von insgesamt sechs Trieb- und vier Steuerwagen der Forchbahn ihre lange Reise nach Madagaskar an. Ab Ende des Jahres sollen sie auf der Insel in der Stadt Tara als Tram verkehren. Zuvor müssen sie jedoch mit einem Dieselgenerator ausgerüstet werden.
Die Forchbahnwagen werden das vor 30 Jahren stillgelegte, rund 25 km lange Stadtbahnnetz von Tara wiederbeleben. Dessen Trasse ist noch vollständig erhalten, viele Abschnitte sind sogar noch befahrbar. Da die Stadt in den letzten Jahren von 300.000 auf 1,2 Mio. Einwohner angewachsen ist und im Verkehr erstickt, kann nur ein Schienenverkehrsmittel Abhilfe schaffen. (NaNa)


Südafrika [3/2004]

Durchgehend elektrisch
Die Magistrale Pretoria - Kapstadt ist jetzt vollständig unter Strom. Die "alten" Abschnitte Pretoria - Kimberley und Beaufort West - Kapstadt sind mit 3.000 V Gleichspannung elektrifiziert, der "neue" Abschnitt Kimberley - De Aar - Beaufort West wird dagegen mit 25.000 V Wechselspannung versorgt. Dies bedeutet bei durchgehend von einer Lok bespannten Zügen natürlich den Einsatz von Zweisystemloks. (KWK)


Tunesien [3/2004]

Stadtumfahrung von Sousse
Die tunesische Staatsbahn SNCFT hat eine neue Bahnlinie gebaut, die eine Umfahrung der großen Stadt Sousse am Golf von Hammamet ermöglicht. Sie beginnt etwa zehn Kilometer nördlich von Sousse in Kalaa Seghira und stößt im Bahnhof M'Saken nach etwa 20 km wieder auf die Hauptstrecke. Damit wird die relativ gefährliche Durchquerung des Zentrums dieser Touristenstadt, wo es von Personen und Fahrzeugen nur so wimmelt, vermieden; diese war für die Züge bisher nur im Schritt-Tempo m&ouuml;glich. Sousse liegt bekanntlich an der wichtigsten Nord-Süd-Bahnstrecke des Landes von Tunis nach Sfax und Gabes. Die Expresszüge nach Süden halten jetzt in Kalaa Seghira; von dort gibt es Busse und Sammeltaxis bis Sousse. (S. Rachdi, FCN)


Westafrika [3/2004]

Zugverkehr Abidjan - Ouagadougou
Aufgrund des Bürgerkriegs brach im September 2002 der Eisenbahnverkehr zwischen der Elfenbeinküste und Burkina Faso zusammen. Burkina Faso verlor damit seinen direkten Zugang zum Atlantik und musste den Außenhandel über schlechte Straßen durch Niger und Togo oder andere westafrikanische Länder wie Mali und Senegal abwickeln. Von den mehr als 240.000 Passagieren der Sitarail-Bahngesellschaft waren fast die Hälfte aus Burkina Faso, die beförderte Fracht kam zu etwa 80 % aus diesem Land. Allerdings hat die Sitarail ihre Direktion in Abidjan, so dass ein Bahnbetrieb nicht einmal mehr zwischen Ouagadougou und Bobo Dioulasso stattfinden konnte, da auch Diesellieferungen in den Norden nur über die Schiene hätten erfolgen können und durch das Bürgerkriegsgebiet nicht möglich waren.
Erst im Mai 2003 wurde auf Teilstrecken in der Elfenbeinküste der Güterverkehr wieder aufgenommen; im Juli des gleichen Jahres fuhr sogar ein erster kombinierter Zug mit Personen- und Güterwagen. Anfang Februar 2004 erreichte erstmals wieder ein Güterzug Bobo Dioulasso, und im April traf nach anderthalb Jahren ein Personenzug aus Abidjan in Burkina Faso ein, wenn auch mit nur rund 60 Personen (und fast ebensoviel Sicherheitspersonal) besetzt. Seitdem steht diese Bahnverbindung einmal wöchentlich auf dem Fahrplan. (S. Rachdi, FCN)


China [3/2004]

Verdieselung der JiTong-Eisenbahn
Den Planungen entsprechend wurden Anfang April 2004 die beiden täglichen Personenzüge als letzte dampfbespannte Züge auf dem Abschnitt Chabuga - Zhelimu auf Diesel umgestellt. Zum Einsatz kommen auf der privaten JiTong-Eisenbahn von der Staatsbahn angemietete DF4B der Baujahre 1983-1985. Die DF4 werden weiterhin im Staatsbahndepot Tongliao unterhalten.
Fast zeitgleich endete auch der Dampflokeinsatz am westlichen Ende der JiTong-Eisenbahn zwischen Zhengxiangbaiqi und Benhong. Mindestens drei, vom nahen Staatsbahn-Depot Jining Nan gekaufte DF4B, übernahmen die letzten Dampfleistungen. Die DF4B waren in Jining Nan durch neu gelieferte DF8B freigesetzt worden. Die DF4B und DF4D des Depots Baiqi bespannen außer allen Zügen nach Benhong inzwischen auch vereinzelte Züge ostwärts Richtung Haoluku.
Bis Mitte Juli war das Depot Daban und der berühmte JingPengPass der einzige Abschnitt mit 100 % Dampftraktion. Am 14.Juli trafen jedoch auch hier die ersten beiden ex-Staatsbahn DF4B ein, nur wenige Tage später gefolgt von zwei weiteren Maschinen. Anfang August scheiterte ein regulärer Einsatz noch an fehlenden Tankmöglichkeiten, die Personale wurden aber bereits geschult und übernehmen seitdem vereinzelte Güterzugleistungen sowohl in Richtung Haoluku als auch Chabuga. Offiziellen Angaben zufolge besitzt die Verdieselung der Strecke Richtung Chabuga Priorität, so dass dem JingPeng-Pass noch eine kurze Gnadenfrist bleibt, wenn auch möglicherweise nicht mit 100 % Dampfbetrieb.
Der legendäre JiTong-Personenzug 6051/ 6052, bekannt geworden als längster durchgehend dampflokbespannter Personenzug des 21. Jahrhunderts, wird seitdem nur noch auf dem 538 km langen Abschnitt Zhengxiangbaiqi - Chabuga von 1'E1'-Loks der Baureihe QJ bespannt - was freilich noch immer bei weitem ausreicht, das Superlativ zu halten. Wegen der schlechten Auslastung des Zuges kursieren derzeit Einstellungsgerüchte, nachdem sich der 2003 eingeführte Diesel-schnelltriebwagenlauf Hohot - Tongliao als Erfolg erwiesen hat und dem Personenzug zahlreiche Fahrgäste wegnahm. (Florian Menius)

Fünftes Beschleunigungsprogramm der Staatsbahn
Mit dem Fahrplanwechsel im April 2004 trat das fünfte Beschleunigungsprogramm für Personenzüge der CNR in Kraft. Komplett neu eingeführt wurde die Zuggattung "N", welche einen Teil der bisherigen "T" (Tekuai)-Züge ersetzte. Ebenfalls neu und zus&aauml;tzliche Leistungen sind die Non-Stop-Hochgeschwindigkeitszüge der Gattung "Z", darunter unter anderem fünf Z-Zugpaare zwischen Beijing und Shanghai, welche die 1.463 km Strecke in rund zwölf Stunden bewältigen, zwei Stunden schneller als die bisherigen T-Züge und mehr als 5,5 Stunden schneller als vor zehn Jahren. Die aus je 18 bis 20 Wagen bestehenden Züge verlassen die Hauptbahnhöfe Beijings und Shanghais abends synchron und im Konvoi (Beijing bzw. Shanghai ab 19:00, 19:07, 19:14, 19:21, 19:28), um nach knapp zwöf Stunden Fahrzeit am Ziel zu sein. Die Züge werden bespannt mit den nagelneuen diesel-elektrischen, zwölfachsigen Doppelloks der Baureihe DF11G.
Weitere Ziele der neuen Z-Züge, jeweils ab Beijing, sind u.a. (Zeitersparnis in Klammern) Hangzhou (13 Std. 30' statt 15 Std. 40'), Nanjing (9 Std. 36' statt 11 Std. 44'), Hankou (10 Std.10' statt 12 Std. 1'), Wuchang (10 Std. 25' statt 12 Std. 7'), Changsha (13 Std. 40' statt 15 Std. 38'), Xi`An (11 Std. 30' statt 14 Std. 27'), Harbin (10 Std. 30' statt 13 Std. 9') und Changchun (8 Std. 20' statt 10 Std. 25'). (Florian Menius)

Starker Aufwind im Güterverkehr
Die boomende Wirtschaft Chinas führt zu einem stark zunehmenden Gütertransportbedarf auch auf der Bahn. Allein im ersten Halbjahr 2004 stieg die Nachfrage nach Eisenbahntransportleistungen innerhalb Chinas um fast 50 % an! Trotz enormer Investitionen in neue Wagen, Loks und Strecken war die Staatsbahn nicht in der Lage, dieser Nachfrage gerecht zu werden - zeitweise konnten nur 35 % der angeforderten Wagen bereitgestellt werden.
Auch die Hauptabfuhrstrecken Chinas sind an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. In den letzten Jahren waren bereits zahllose Strecken zweigleisig ausgebaut, neu eröffnet, begradigt oder elektrifiziert worden - diese Politik soll in den kommenden Jahren weiter intensiviert werden.
Die Zuglasten wurden u.a. durch die Inbetriebnahme von Hochleistungslokomotiven wie der achtachsigen SS4/SS4G für den E-Betrieb und den weiterentwickelten DF8B-Dieselloks auf durchschnittlich 3.018 Tonnen gesteigert (Jahr 2003) bei einer mittleren Transportstrecke von 780 km. Im Jahr 2003 ging außerdem die zwölfachsige E-Lok vom Typ SS3B (8,7 MW in her-kömmlicher Technik) in Serie. Auf vielen Hauptstrecken sind deshalb 6.000-7.000-t-Züge inzwischen Standard geworden - häufig im Minutentakt verkehrend!
Im Frühjahr 2004 mit Einführung der zusätzlichen Personenzüge verschärfte sich die Situation derart, dass viele Strecken wie z.B. Beijing - Shanghai, Beijing - Wuchang und Shanghai - Xi`An mit einer mittleren Auslastung von 95-100 % der technisch machbaren Streckenkapazität betrieben wurden, an einzelnen Tagen wurden sogar Auslastungsgrade von bis zu 110 % gemeldet. Die Verspätungsanfälligkeit erhöhte sich in Folge merklich. Den Kapazitätsproblemen soll sowohl durch Streckenausbauten als auch dem Neubau paralleler Alternativstrecken begegnet werden. (Florian Menius)


Indien [3/2004]

Bahnhof von Bombay als Weltkulturerbe
Die Unesco hat zum ersten Mal einen Bahnhof zum Weltkulturerbe erkoren. Der nach der damaligen britischen Königin benannte Victoria Terminal ("VT") ist ein palastähnliches Kolonialgebäude in Bombay, das auch die Verwaltung der Central Railways mit 1.200 Angestellten beherbergt. Ein anderes indisches Weltkulturerbe ist seit fünf Jahren die Darjeeling-Schmalspurbahn. (FAZ)


Indonesien [3/2004]

Starke Einbußen beim Zuckerdampf
In der Saison 2004 musste der Liebhaber schmalspuriger, dampfbetriebener Zuckerbahnen auf Java herbe Enttäuschungen einstecken. Insbesondere der ohnehin bereits rare Feldeinsatz und Streckendienst ging im Vergleich zu 2003 stark zurück.
Die Zuckerfabrik Sindanglaut nahe Cirebon an der Nordküste stellte den Feldeinsatz mit Dampfloks ein - dieser wird jetzt komplett mit Dieselloks abgewickelt. Die Dampflokomotiven 8 und 11 sind noch fahrbereit, kommen aber höchstens noch im Rangierdienst im Güterbahnhof zum Einsatz, und selbst das nur auf Bezahlung!
Verheerende Meldungen auch vom 600-mm-Betrieb der "Pabrik Gula" Sragi nahe Pekalongan: Sämtliche Strecken in die Felder wurden abgebaut, eines der letzten, größeren Feldbahnnetze mit Dampfbetrieb ist damit Geschichte. Der Eisenbahnbetrieb beschränkt sich jetzt, wie bei vielen Mühlen Indonesiens, auf die wenige hundert Meter lange Verbindung zwischen Fabrik und dem Lkw-Umladebahnhof. Über die Hälfte der vorhanden Loks wurde mangels Bedarf abgestellt.
Bei der Zuckerfabrik Rejosari westlich von Madiun wurde der bisher u.a. von der Blindwellenlok Nr. 10 bediente Umladebahnhof nordwestlich der Mühle geschlossen. Den Rumpfbetrieb zum zweiten Umladebahnhof direkt neben der Fabrik wickeln jetzt planmäßig ausschließlich Dieselloks ab.
Die Zuckerfabrik Pesantren bei Kediri ist ein weiterer Totalverlust, hier wurde die Eisenbahn aber komplett aufgegeben, so dass die Mallets jetzt völlig betätigungs- und perspektivlos im Schuppen auf bessere Tage warten. Letzterer kann neuerdings gegen 10 US$ Eintritt besichtigt werden - auch wenn es nur abgestellte Loks zu sehen gibt.
Eine weitere Negativentwicklung ist die P.G. Kanigoro, wo 2004 nur noch eine einzige betriebsfähige Dampflok (Lok 6) im Einsatz war.
Die meisten hier nicht erwähnten Fabriken erlebten 2004 Betrieb ähnlich wie im Vorjahr. Erfreulich insbesondere, dass Tasik Madu und Olean unverändert Dampfbetrieb vom Feinsten bieten, letztere Fabrik unverändert mit vier Dampfloks im täglichen Streckeneinsatz. (Florian Menius)


Iran [3/2004]

Spektakuläre Bahnprojekte
Der Bau einer Bahnstrecke vom ostiranischen Mashad ins westafghanische Herat wurde bereits 2002 ins Auge gefasst und soll inzwischen von internationalen Geldgebern wie der Weltbank befürwortet worden sein.
Ein noch aus der Zeit vor dem 2. Golfkrieg datierter Vertrag zwischen Iran und Irak sieht eine 150 km lange Bahnlinie zwischen Khorramshahr und Basra vor; Saudi-Arabien soll dem Iran eine entsprechende Finanzierungszusage erteilt haben. Auch die Übergangsregierung in Bagdad soll sich bereits mit dem Projekt befasst haben.
Das Bauvorhaben Kerman - Zahedan in Richtung pakistanischer Grenze wurde hingegen durch das schwere Erdbeben in Bam vorläufig gestoppt, da ein Teil der Strecke durch die Naturkatastrophe zerstört wurde. (S. Rachdi, FCN)


Isreal [3/2004]

Konkurrenz für Suez-Kanal?
Israel will für mehr als eine halbe Milliarde Euro eine Bahnstrecke vom Mittel- zum Roten Meer bauen. Die Strecke ist als Konkurrenz zum Suez-Kanal gedacht. Gedacht ist die Strecke vor allem für Container-Züge. Die Höchstgeschwindigkeit der Züge soll 160 Kilometer pro Stunde betragen.
Ob die Strecke elektrifiziert oder mit Dieseltraktion betrieben wird, geht aus den vorliegenden Meldungen nicht hervor. Sie dürfte aber regelspurig wie das übrigens israelische Eisenbahnnetz sein. (Martin Knoepfel)


Kasachstan [3/2004]

Normalspurstrecke im Bau Begonnen wurde der Bau einer 400 km langen Normalspurstrecke von Dostyk Richtung Westen. Die Strecke ist Bestandteil des ehrgeizigen Vorhabens einer normalspurigen Verbindung zwischen China und dem Iran, um das umständliche Verladen auf Breitspur zu vermeiden und die Transitzeiten für Güterzüge um bis zu einer Woche zu verkürzen. (RD)


Südkorea [3/2004]

Vollautomatische Schnellbahn Von der südkoreanischen Stadt Yong-In erhielt Bombardier kürzlich als Konsortialführer den Auftrag über Bau, Lieferung und Betrieb eines 18,5 km langen Nahverkehrssystems. Das überwiegend aufgeständerte, zweigleisige, vollautomatische Bahnsystem basiert auf "bewährter" Technik und wird 15 Stationen bedienen. Die neue Schnellbahn verbindet die U-Bahn von Seoul über Yong-In City mit Everland, eine beliebte Ferienregion und ein viel besuchter Freizeitpark.
Entwicklung und Bau des Systems innerhalb von fünf Jahren umfassen ein Volumen von 489 Mio. €, wobei auf Bombardier 163 Mio. € entfallen, der Rest auf diverse südkoreanische Firmen. Als separat vergebenen Vertrag erhält Bombardier für die ersten zehn Jahre Betrieb und Wartung insgesamt 98 Mio. €. Vier weitere Fünf-Jahres-Optionen für Betrieb und Wartung werden mit insgesamt 240 Mio. € beziffert. (NaNa)


Saudi-Arabien [3/2004]

Neue US-Loks für das Land Saudi Railways hat bei EMD acht weitere Loks des Typs SDL50 (3.500 hp) im Wert von rund 18. Mio. US$ bestellt. Damit werden die Saudis immerhin 30 Maschinen dieser Baureihe ihr Eigen nennen können.
Die Bahn in Saudi-Arabien betreibt derzeit eine 950 km lange Strecke vom Ölhafen Damman am Persischen Golf zur Hauptstadt Riad. Die Regierung plant den Bau von rund 2.400 weiteren Streckenkilometern. Das 1,9 Mrd. US$ schwere Projekt umfasst die Verlängerung der Bahn quer durch das Land von Riad über Mekka zur Hafenstadt Jiddah sowie von Riad aus zur im Norden gelegenen Stadt Al Jamalid, nahe der irakischen und jordanischen Grenze. Die Regierung geht von der nachahmenswerten Annahme aus, dass Bahnlinien billiger zu bauen und kostengünstiger zu betreiben sind als Straßen. (TRAINS)


Australien [3/2004]

Private Touristenzüge in Cairns
Zwischenzeitlich ist die private Cairns-Kuranda Steam Ltd. Partnership (CKS) äußerst aktiv. Am 6. März begann der planmäßige dampfgef&szuuml;hrte Touristenverkehr (Mi-So) zwischen dem Bahnhof Freshwater (Vorort von Cairns) und Kuranda. Zum Einsatz kommt die aus Südafrika stammende 1'D2'-Dampflok 3620 der Baureihe 24, welche allerdings verschiedene Umbauten (u.a. Ölfeuerung, Westinghouse-Bremse, Anpassungen an das kleinere Lichtraumprofil) über sich ergehen lassen musste. Als "Backup" dient die ehemalige Emu-Bay-Diesellok 1101 (s.a. FE 04/1999).
Ferner hat CKS schon am 4. März den "Savannahlander" von Queensland Rail übernommen. Der "Savannahlander" verkehrt als Dieseltriebwagen wöchentlich zwischen Cairns und dem 425 km entfernten Forsayth im Hinterland. Für "Hard-Core-Bahntouristen" eine der besten Möglichkeiten, per Bahn das australische Out-back kennen zu lernen. Weitere Informati-onen auch unter: http://www.cairnssteam.com (RD)

Murwillumbah abgehängt
Mit dem Verkehren des letzten XPT-Schnellzugs zwischen Murwillumbah und Sydney am 16. Mai vollzog sich zugleich die Stilllegung des 130 km langen Abschnitts Murwillumbah - Casino. Damit ist die beliebte queensländische Ferienregion Gold Coast von Sydney aus vom direkten Schienenverkehr abgehängt.
Als Grund nannte das Verkehrsministerium von New South Wales die hohen Infrastrukturkosten des Abschnitts, der neun Tunnels und unzählige Holzbrücken beinhaltet. Ein tägliches Reisezugpaar sei zu wenig, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Güterzug- und Touristenverkehr waren zuvor schon weggebrochen. Die Gleise werden aber zunächst nicht entfernt, um die Option einer Wiederaufnahme des Schienenverkehrs offen zu halten. (RD)

West Coast Railway gibt auf
Am 9. Juni gab die private West Coast Railway (Victoria) bekannt, sich nicht wieder um ihr Ende August auslaufendes Franchise zu bewerben. Damit wird zukünftig der Personenverkehr zwischen Melbourne und Warrnambool wieder von V/Line wahrgenommen. Ferner und für die Fans noch schmerzhafter entfällt auch der samstägliche Plandampf in der Wintersaison.
Schon im Mai verkaufte die West Coast Railway ihren 50-%-Anteil an Tranz Scenic, dem neuseeländischen Betreiber des dortigen Fernpersonenverkehrs. Ausschlaggebend für den Rückzug war aber letztendlich die am 21. Mai von staatlicher Seite verordnete Stilllegung aller, für den Personenverkehr benötigter Dieselloks. Bei den sieben Maschinen der Baureihen B und S (s.a. FE 03/2003) waren Vermutungen über das mögliche Auftreten von Ermüdungsbrüchen im Rahmen geäußert worden. (RD)


Peru [3/2004]

Höchste Eisenbahn der Welt
Seit Ende Juli verkehren wieder Züge der peruanischen Zentralbahn von Lima nach Huancayo. Das Unternehmen Incas del Peru hat es geschafft, so viele Fahrkarten zu verkaufen, dass der Bahnbetreiber FCCA bereits wieder mehrere Fahrten mit der höchsten Normalspurbahn der Welt durchgeführt hat.
Pro Fahrt müssen hundert Fahrplätze à 30 US-Dollar verkauft werden. Der Zug hat bei Galera den 4.784 m hohen Ticlio-Pass zu bezwingen. (S. Rachdi, FlB/AIFFLA)


USA [3/2004]

UP kurz vor dem Kollaps?
Fehlendes Personal und eine unglückliche Disposition des Rollmaterials führten im Frühsommer fast zum Kollaps des UP-Güterzugverkehrs in Südkalifornien und in Texas: Fast jedes Gleis war mit einem Zug belegt und es gab kaum mehr eine freie Trasse. Nur mittels entsprechender Umschichtungen von Personal und Lokomotiven konnte die Situation entspannt werden. Dies ging allerdings zu Lasten anderer Regionen, so dass ähnliche Probleme kurz darauf im Nordwesten (Portland/Seattle) auftraten.
UP bestätigte eine falsche Einschätzung des Wirtschaftswachstums und damit des zunehmenden Güterverkehrs. Weitere Probleme bereiteten die hohen Ruhestandsabgänge im Personalbereich sowie diverse Streckensperrungen wegen Unwetterschäden. (TRAINS)

Las-Vegas-Monorail eröffnet
In Las Vegas wurde am 14. Juli die neue zweispurige, 6,4 km lange Monorail-Strecke eröffnet. Sie verbindet das Las Vegas Convention Center mit sechs Stationen östlich des Las Vegas Boulevards. Erbaut wurde das System von Bombardier Transportation zusammen mit dem Konsortialpartner Granite Construction Company. Bombardier lieferte u.a. 36 fahrerlose Fahrzeuge sowie das Stromversorgungssystem und stellt Betrieb und Wartung über 15 Jahre sicher. Die Infrastruktur kam dagegen von Granite.
Schon im Oktober 2003 erhielt das Konsortium einen Komplettauftrag für die Erweiterung der Monorail um 3,6 Kilometer mit vier Stationen. Baubeginn soll 2005 sein, 20 weitere Fahrzeuge sind für den Betrieb bestellt. (NaNa)

Desiros für San Diego Zwölf zweiteilige Desiro-Dieseltriebwagen hat die North County Transit District (NCTD) bei Siemens für den Verkehr auf der 35 km langen Strecken Oceanside - Escondido bestellt. Das Auftragsvolumen beträgt rund 50 Mio. US$, ausgeliefert werden soll ab Herbst 2005.
Ursprünglich sollte die vorhandene (Güterzug-)Trasse sogar elektrifiziert werden, was aus Kostengründen unterblieb. Die Strecke verläuft weitgehend parallel zum Highway 78 und wird im Bereich der California State University San Marcos eine 2,7 km lange Ausschleifung erhalten. Vorgesehen ist ein Halbstundentakt an allen Wochentagen. Die amerikanischen Desiros werden weitgehend ihren europäischen Kollegen entsprechen: entfallen sind die 1. Klasse und das WC-Modul, hinzu kommt eine stärkere Klimaanlage. (NaNa)

Stadtbahnnetze wachsen und wachsen
Unvermindert hält in Nordamerika die Stadtbahneuphorie an. Eröffnet wurden in letzter Zeit:

Portland konnte am 1. Mai die Eröffnung der rund 9 km langen Strecke zum Expo Center (Yellow Line) feiern, welche am Rose Quarter an das vorhandene Netz anknüpft. Mit 350 Mio. US$ blieb die neue Strecke 25 Mio. US$ unter dem Limit und wurde zudem vier Monate früher als geplant fertig gestellt.

Am 2. Juni ist in Pittsburgh die rund 9 km lange Overbrook-Stadtbahnlinie wiedereröffnet worden. Sie war 1993 infolge abgefahrener Gleise und schlechten Oberbaus eingestellt worden.

In Sacramento ging am 11. Juni die rund 5 km lange Strecke von Watt/I-80 nach Sunrise in Betrieb. Ihre Kosten belaufen sich auf 76 Mio. US$.

Im kalifornischen San Jose konnte am 23. Juni der 10 km lange Abschnitt der Tasman-East-Strecke nach East San Jose eröffnet werden. Gekostet hat das Ganze 446 Mio. US$, der Kostenrahmen wurde dabei um 14 Mio. US$ unterschritten.

Minneapolis durfte am 26. Juni die Eröffnung seiner neuen Stadtbahn feiern. Der 13 km lange Abschnitt City Center - Fort Snelling hat rund 715 Mio. US$ gekostet.

Im kanadischen Calgary startete schließlich am 28. Juni die South Line mit dem 3 km langen Abschnitt nach Somerset-Bridlewood durch. (NaNa)


Das Letzte [3/2004]

In Polen ist ohne Strom nix los
Am 19. Mai war die zentrale PKP-Magistrale Warschau - Kattowitz für 4,5 Stunden ohne Strom. Der Stromlieferant hatte die Stromversorgung einfach abgeschaltet, um so an die Bezahlung offener Rechnungen zu erinnern. Die Schulden stammen zwar aus dem Nahverkehr, doch erhoffte sich der Energieversorger mit der Wahl dieser Strecke einen höheren Effekt auf die Staatsbahn. Dem Vernehmen nach war die drastische Maßnahme von Erfolg gekrönt. (NaNa)


Das Allerletzte [3/2004]

13.000-Dollar-Strafzettel für UP
Mehr als sechs Stunden blockierte am 18. April ein Kohlenganzzug der UP einen Bahnübergang in Caledonia, Wisconsin. Der Zug brachte Kohle zu einem Kraftwerk. Die Lokmannschaft hatte den Zug abgestellt, die Dieselloks abgekuppelt und war verschwunden. Sie hatten aber vergessen, den Bahnübergang frei zu halten, indem sie die Wagen an dieser Stelle nicht auseinander kuppelten.
Die Polizei von Caledonia verteilte insgesamt 20 Strafzettel: 19 wegen Blockieren eines Highways (je 660 US$) wurden jeweils im Abstand von 20 Minuten geschrieben. Der letzte Strafzettel über 1.280 US$ ahndete das "öffentliche Ärgernis". Seit Oktober 2003 wurde damit UP zum sechsten Mal wegen des gleichen Vergehens bestraft. (TRAINS)


Zurück Webmaster 27.10.2004 Zum Anfang