Nachrichten 3/2003


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Das Letzte - Das Allerletzte

Bolivien

Personenzug Potosí - Uyuni [3/2003]
Ohne großes Aufsehen hat die bolivianische Bahngesellschaft Ferrocarril Andino SA im Mai diesen Jahres die Strecke von Uyuni über Rio Mulato nach Potosí wieder für den Personenverkehr eröffnet. Einmal wöchentlich fährt montags um 11 Uhr in Potosí ein Schienenbus ab und kommt in Uyuni um 17.15 Uhr an. In Gegenrichtung: Uyuni ab mittwochs um 10 Uhr, Potosí an um 17 Uhr. Die Meterspur-Bahnstrecke führt über den 4.787 m hohen Condor-Pass! (S. Rachdi/ FlB/ VoT)


Ecuador

Aktueller Anden-Bahnverkehr [3/2003]
Die Volta o Trem (VoT), das Informationsblatt der Freunde lateinamerikanischer Bahnen (FlB) in Steinen/Schweiz, berichtet in ihrer Juni-Ausgabe über die in dem Andenstaat noch existierenden Zugverbindungen. Dazu gehören u.a. die Strecke Quito - El Boliche (Cotopaxi), auf der sonntags hin- und zurückgefahren wird; Ibarra - Carchi - Tulicán: ein Autoferro täglich (bei mindestens 10 Passagieren); San Lorenzo - San Javier - Cachavi: täglich zwei Fahrten hin und zurück im Autoferro; Riobamba - Alausí - Sibambe: Mittwoch, Freitag und Sonntag je ein Autoferro hin- und zurück; Durán - Ya-guachi: gelegentliche Charterzüge, z.B. an kirchlichen Feiertagen. Einige weitere Strecken sind befahrbar bzw. in Repa-ratur und werden wohl z.T. bald wieder in Betrieb genommen. (S. Rachdi)


Nicaragua

Eisenbahnmuseum Granada [3/2003]
In dem seit langem stillgelegten und zwischenzeitlich in Renovierung befindlichen Bahnhof von Granada wird z.Z. ein Eisenbahnmuseum eingerichtet. Darin werden wahrscheinlich eine Dampflok, der Präsidentenwagen sowie weitere Fahrzeuge als Ausstellungsstücke gezeigt werden. Womöglich wird auch ein auf einigen hundert Metern Schienen verkehrender Museumszug mit dazu dienen, die Eisenbahngeschichte Nicaraguas wach zu halten. Granada liegt etwa 60 km von der Hauptstadt Managua entfernt am Nicaragua-See. (S. Rachdi/ FlB/ VoT)


USA

Automatischer People Mover in Seattle [3/2003]
Am 15. Mai erfolgte die offizielle Einweihung des neuen automatischen People Mover (APM) für die North Loop Line des internationalen Flughafens Seattle-Tacoma. Mit der Eröffnung der North Loop Line wird die Phase 1 der Modernisierung des Bombardier APM-Systems, das 1973 als "Airport U-Bahn" in Betrieb ging, abgeschlossen.
Bombardier war im Rahmen des Modernisierungsprogramms für Entwicklung, Lieferung, Integration, Einbau, Erprobung und Inbetriebnahme aller elektrischen und mechanischen Systeme verantwortlich, darin eingeschlossen der Bau von 21 Fahrzeugen des Typs Bombardier CX-100. Die neue, auf das Lichtraumprofil des Tunnels zugeschnittene Flotte ersetzt die erste Fahrzeug-Generation vom Typ Bombardier C-100.
Die South Loop Line wird während der Phase 2 der Modernisierung durchgängig in Betrieb bleiben. Die Inbetriebnahme der neuen Ausrüstungskomponenten und der automatischen Zugsteuerung der South Loop und der Shuttle Line wird im Frühjahr 2004 beendet sein. Dann soll das 2,7 km lange System rund 16.200 Fahrgäste je Richtung befördern können.
Das neue APM-System von Seattle-Tacoma verfügt über eine automatische Zugsteuerung (ATC) vom Typ Bombardier Flexiblok. Mit Hilfe dieser innovativen funkgestützten Technologie können andere Systeme überlagert werden, was die Aufrechterhaltung des Fahrgastbetriebs während des Austauschs des alten Systems ermöglicht. Im Vergleich zu herkömmlichen Zugsteuerungssystemen mit festen Blöcken zeichnet sich Flexiblok durch einen wesentlich geringeren Bedarf an Streckenausrüstung und kürzere Einbauzeiten aus. (Pressemeldung Bombardier)

Ende mit Schrecken [3/2003]
Ein führerloser Güterzug aus Richtung San Bernadino wurde nach einer 45 Kilometer langen Solofahrt kurz vor dem Zentrum der kalifornischen Metropole Los Angeles gezielt zum Entgleisen gebracht, um ein mögliches größeres Unglück zu verhindern. Die Entgleisung fand wenige Kilometer vor der zentralen Union Station statt. Waggons und große Teile der aus Holzbalken bestehenden Ladung flogen in der Stadt Commerce Dutzende von Metern weit und zerstörten vier Häuser. 13 Menschen wurden bei dem Unfall am 20. Juni verletzt, wie durch ein Wunder gab es keine Toten.
Die Transportsicherungsbehörde NTSB geht derzeit Vorwürfen nach, wonach die zuständige Eisenbahngesellschaft Union Pacific die Bewohner von Commerce nicht evakuierte oder zumindest warnte, bevor der Zug gewaltsam zum Entgleisen gebracht wurde. Eine Sprecherin der UP sagte, es habe keine andere Wahl bestanden. Der Zug sei mit hoher Geschwindigkeit (zeitweise über 100 km/h) auf Los Angeles zugerollt. Durch das gewaltsame Stoppen habe man ein Entgleisen in einem dicht besiedelten Gebiet verhindern wollen. Die Zeit habe nicht gereicht, um Commerce zu warnen. Als Ursache wurden Unachtsamkeiten beim Rangieren mit dem beladenen Zug genannt.
Die Strecke vom Cajonpass herunter hat in den letzten Jahren schon mehrere spektakuläre "runaway-trains" erlebt. So nahe an das Zentrum von L.A. hat es bisher allerdings keiner gebracht. (Frankfurter Rundschau)


China

40 Metrozüge für Kanton [3/2003]
Siemens Transportation Systems wird gemeinsam mit dem chinesischen Bahnfahrzeughersteller Zhuzhou Electric Locomotive Works (ZELW) 40 dreiteilige Metrozüge an die Guangzhou Metro Co. liefern, welche für die neue U-Bahn-Linie 3 bestimmt sind. Ein entsprechender Vertrag wurde am 19. Mai 2003 in Kanton (Guangzhou) unterzeichnet. Der Auftragswert beläuft sich auf rund 170 Millionen US-Dollar. Dabei entfallen rund 80 Prozent der Lieferungen und Leistungen auf Siemens. "Nur 14 Monate nach dem Auftrag für die Fahrzeuge der Linie 4 in Schanghai hat Siemens mit dem neuen Auftrag seine Position im Wachstumsmarkt China und speziell in der Provinz Guangdong weiter gefestigt", erklärte Hans-Dieter Bott, Mitglied des Bereichsvorstands, anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
Der erste Metrozug für die Linie 3 soll im September 2005 ausgeliefert werden. Die Aufnahme des Fahrgastbetriebs mit zunächst fünf Metrozügen ist für Dezember 2005 geplant. Bis zur Jahresmitte 2007 sollen alle 40 Züge übergeben sein. Das Betriebskonzept für die neue Metro-Linie erfordert eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern, womit die Metro in Kanton eine Vorreiterrolle in China ein-nimmt.
Mit 15 geplanten U-Bahnlinien ist Kanton nach Schanghai und Peking der drittgrößte Einzelmarkt in der Volksrepublik China. Das Streckennetz der geplanten U-Bahnlinien in der neun Millionen Einwohner zählenden Metropole soll auf über 400 Kilometer erweitert werden. Als nächste Projekte in der Region stehen die U-Bahnlinien 4 und 5 sowie die Städteverbindung Kanton - Foshan an. (Pressemeldung Siemens Transportation)


Indien

Rebellen lassen Züge entgleisen [3/2003]
Nach einer Serie von Bombenanschlägen auf Bahngleise durch mutmaßliche Maoisten-Rebellen sind in Ostindien drei Passagierzüge entgleist. Meldungen über Tote oder Verletzte gab es nach den Anschlägen in der Nacht vom 14./15. Juli im Bundesstaat Bihar auf verschiedene Gleise nahe der Stadt Samastipur nicht.
Durch die Attentate sprangen mehrere Waggons sowie die Lokomotiven dreier Züge aus den Schienen. In der Nähe der Anschlagsorte fand die Polizei sechs Sprengsätze, die noch nicht explodiert waren. Spezialkräfte entschärften sie. Mehrere Bahnlinien wurden nach Berichten indischer Fernsehsender durch die Attentate unterbrochen. Der Zugverkehr in der Region musste eingestellt werden.
Nach offiziellen Angaben wurde an den zerstörten Gleisen auch Propagandamaterial der verbotenen Rebellengruppe Maoistisch-Kommunistisches Zentrum (MCC) entdeckt. Die gewalttätigen Maoistengruppen sind unter Druck geraten, seit der indische Staat sie immer härter bekämpft. Viele MCC-Rebellen wurden zuletzt festgenommen, die Gruppe hat in Bihar daher zum Generalstreik aufgerufen.

Die Angriffe auf die Bahnlinien könnten als Signal der Rebellen gemeint sein, dass trotz der Verfolgung weiter mit ihnen zu rechnen ist, sagen Beobachter. Das MCC gehört zu den brutalsten Maoisten-Gruppen in Indien. Sein Ziel ist ein gewaltsamer Sturz der indischen Regierung. In Bihar operieren neben dem MCC mehrere weitere gewalttätige Maoisten-Gruppen. Sie geben vor, gegen die Unterdrückung der landlosen Bauern zu kämpfen.
Bihar grenzt an Nepal, wo sich Maoisten und Regierungstruppen seit Jahren blutige Kämpfe lieferten. Regierung und Rebellen einigten sich im Januar auf eine Waffenruhe und Friedensgespräche. (dpa)


Japan

Neue Museen [3/2003]
Das Museum der privaten Tokyu Railway, bisher am Bahnhof Takatsu untergebracht, zog am 21. März in neue Räume am Bahnhof Miyazakidai um.
Am 10. April wurde der alte Bahnhof Shimbashi eröffnet. Dabei handelt es sich um einen exakten Nachbau des 1872 er-stellten Endbahnhofs der Strecke Tokyo - Yokohama. Im Bahnhofsgebäude sind mehrere Räume im ursprünglichen Zu-stand wieder hergestellt worden.
Schon Anfang August 2002 eröffnete das Kyushu-Museum am Bahnhof Moji-ko, das in der rund 100 Jahre alten ehemaligen Hauptverwaltung von JR Kyushu unterge-bracht ist. Das Museum widmet sich der Eisenbahngeschichte auf Kyushu, ausge-stellt sind u.a. zwei E-Loks und zwei Dampfloks. (Oliver Mayer)


Kasachstan

Talgo-Nachtzüge vor Fertigstellung [3/2003]
Gegenwärtig befinden sich bei Talgo 44 Wagen für die kasachische Staatsbahn in der Endmontage. Aus den Wagen werden zwei Nachtzüge gebildet, welche ab Herbst den Verkehr zwischen Astana und Almaty aufnehmen werden. Die Verbindung zwischen der neuen und der alten Hauptstadt des Landes soll durch den Einsatz der Züge schneller und komfortabler werden. Unter schwierigen klimatischen Bedingungen (z.B. extrem kalte Winter) werden die Züge zukünftig eine Strecke von 1.350 km pro Nacht zurücklegen.
Die Züge weisen Schlafwagen verschiedener Kategorien (u.a. auch Komfortwa-gen mit Dusche und WC in jedem Abteil), einen Bistrowagen und einen Restaurantwagen auf. Nach erfolgreich absolvierter Inbetriebnahme werden die Züge im Sommer ausgeliefert. Bereits heute verkehrt ein Talgo Pendular im Tagverkehr von Almaty nach Tschimkent. (Pressemeldung Talgo)


Korea

Bahnnetz zwischen Nord und Süd wieder intakt [3/2003]
Zum dritten Jahrestag des historischen Korea-Gipfel sind die Eisenbahnnetze der beiden koreanischen Staaten erstmals seit 50 Jahren wieder miteinander verbunden. In der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea wurden Mitte Juni die letzten Bolzen für den neuen grenzüberschreitenden Schienenstrang befestigt. Die Bahnlinie soll letztlich die beiden Hauptstädte Pjöngjang und Seoul miteinander verbinden. Bei der Zeremonie zur Eröffnung des neuen Grenzübergangs würdigten Delegierte dessen Bedeutung für beide Länder. Da noch Ausbauarbeiten notwendig sind, kann die Bahnstrecke erst in einigen Monaten befahren werden. (Frankfurter Rundschau)


Taiwan

Bombardier liefert Schnellbahn [3/2003]
Am 12. Juni 2003 wurde die Kung Sing Engineering Corporation (KSECO) von der Stadtverwaltung Taipeh, Abteilung Schnellbahnsysteme, offiziell mit dem schlüsselfertigen Bau der neuen Neihu-Linie in Taipeh beauftragt worden. Dieser Auftrag hat ein Gesamtvolumen von rund 812 Millionen Euro.
KSECO schloss daraufhin mit Bombardier Transportation einen Vertrag über alle elektrischen und mechanischen Arbeiten für das 15 km lange Schnellbahnsystem. Er sieht u.a. die Lieferung von 202 Fahrzeugen für die neue Neihu-Linie vor. Ferner zeichnet Bombardier für die Einführung der automatischen Zugsteuerung Bombardier Flexiblok auf der bestehenden Mucha-Linie sowie die Modernisierung ihrer 102 Fahrzeuge und zwölf Stationen verantwortlich. Der Vertrag hat ein Volumen von rund 457 Millionen Euro. Ende Juni 2003 sollte mit den Arbeiten begonnen werden.
"Die neue Neihu-Linie ist von entscheidender Bedeutung, um die Mobilität dem dynamischen Wachstum der Stadt anzupassen", erklärte Patrice Pelletier von Bombardier Transportation. Die weitgehend aufgeständerte Linie ist in drei Ausbaustufen unterteilt: Die ersten zehn Kilometer sowie 60 Fahrzeuge sollen bis Sommer 2007 fertig sein, die Übergabe der verbleibenden Teilstücke wurde für Spätherbst 2007 und Frühjahr 2008 vereinbart. (Pressemeldung Bombardier)


Thailand

Fahrplan-Update [3/2003]
Schon seit geraumer Zeit gibt es nun endlich eine Tageszugverbindung auf der Southern Line in Richtung Süden. Es verkehrt ein "Sprinter" um 07.15 Uhr als Zug-Nr. 43 ab Bangkok Hualamphong nach Surat Thani (Ankunft 16.35 Uhr). Die Rückfahrt erfolgt um 17.20 Uhr ab Surat Thani als Zug 44, mit Ankunft um 04.15 Uhr in Bangkok. Die Gegenrichtung sieht ebenfalls einen Tages-Schnelltriebwagen: Zug 40 ab Surat Thani 11.05 Uhr, an Bangkok 21.15 Uhr.

Einige Züge fahren auf der Northern Line und der Northeastern Line nicht mehr ab Bangkok Hualamphong, sondern erst ab dem Abstellbahnhof Phahonyothin, der nördlich der Station Bang Sue Junction liegt. Betroffen sind folgende Züge: ORD 201 nach Phitsanulok startet um 09.12 Uhr in Nikhom Rotphai Khomo Sip-et, die Halte in Sam Sen und Bang Sue Junction entfallen. ORD 203 nach Phitsanulok fängt um 20.51 Uhr in Nikhom Rotphai Khomo Sip-et an, die Halte in Sam Sen und Bang Sue Junction entfallen ebenfalls, was auch für die folgenden zwei Züge gilt. ORD 211 nach Taphan Hin beginnt seine Fahrt ebenfalls in Nikhom Rotphai Khomo Sip-et um 13.24 Uhr und ORD 229 nach Ubon Ratchathani hat seinen ersten Halt jetzt um 23.46 Uhr in Bang Khen. Der Grund für diese Maßnahme liegt in der völlig überlasteten Station Hualamphong. Mit der Fertigstellung der ersten U-Bahn-Linie von Hualamphong nach Bang Sue (der erste Teilabschnitt wird voraussichtlich am 05.12.2003 in Betrieb gehen) sollen dann weitere Züge zurückgezogen werden, diesmal allerdings nach Bang Sue Junction und es werden dann auch wichtige Fernzüge betroffen sein!

Auf der schon lange eröffneten Güterzugverbindungsstrecke zwischen Khlong Sip Kao Junction (Eastern Line) und Kaeng Khoi Junction (Northeastern Line) befindet sich südlich der in Km 149,00 gelegenen Station Bu Yai der mit 1.197 Metern zweitlängste Tunnel Thailands, der den Namen Phra-Budhajai-Tunnel trägt. Die Strecke weist folgende Stationen auf (sämtlich bis jetzt ohne Personenverkehr!): Khlong Sip Kao Junction in Km 85,60, Ongkharak in km 115,00, Wihan Daeng in Km 138,40, Bu Yai in Km 149,00 und Kaeng Khoi Junction in Km 168,44.

Schon am 25. November 1999 wurde auf der Strecke zwischen Kaeng Khoi Junction und Bua Yai Junction im Abschnitt zwi-schen Km 159,65 (Station Kaeng Sue Ten) und Km 176,75 (Station Khok Salung) die neue Strecke über den Pa Sak Jolasid Dam mit der gleichnamigen Station in Km 162,38 eröffnet, da die alte Strecke mit den Haltepunkten Ban Nong Bua (Km 164,15) und Manao Wan (Km 169,00) vom neuen Stausee überflutet wurde.

Alle Züge von und nach Nong Khai beginnen bzw. enden jetzt im neuen Bahnhof von Nong Khai, der am Beginn der Auffahrtsrampe zur Freundschaftsbrücke nach Laos liegt. Der alte Bahnhof Nong Khai dicht am Ufer des Mekong trägt jetzt den Namen Talat Nong Khai und wird nur noch von den Zügen ORD 415 und 418 angefahren. (Dr. Volker Wangemann)


Europäische Union

Bei Zugverspätung Geld zurück [3/2003]
Pläne von EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio sehen mehr Verbraucherschutz für Bahnreisende vor, z.B. bei Verspätungen von mehr als einer Stunde die Erstattung des vollen Fahrpreises, falls die Reise mindestens zwei Stunden dauert, bei halbstündiger Verspätung ein Drittel des Preises.
Um solch drastische Regelungen zu verhindern, wollen die Bahnen in Europa sog. Selbstverpflichtungen eingehen bzw. diese, soweit bereits vorhanden, erweitern. Dies verspricht jedenfalls Johannes Ludewig, Generalsekretär der Gemeinschaft europäischer Bahnen. Die SNCF erstattet bereits jetzt bei Thalys-Verspätungen ab einer Stunde die Hälfte des Fahrpreises. (SZ)


Belgien

SNCB für Pendler gratis? [3/2003]
Der neue Chef der belgischen Staatsbahnen, Karel Vinck, will die SNCB auf Effizienz trimmen. Vinck will u.a. Personal abbauen, Strecken mit geringer Frequentierung stilllegen, den Personalbestand verringern und die Preise für die Fahrkarten anheben. Zudem sollen sich die SNCB nach den Vorstellungen des Bahnchefs wegen der Konkurrenz der Billigflieger aus dem internationalen Bahnverkehr, ausgenommen die Hochgeschwindigkeitszüge, zurückziehen. Die Gegner Vincks bei den Gewerkschaften und den Sozialisten schlagen demgegenüber vor, die Berufspendler in Zukunft gratis Bahn fahren zu lassen. Die Kosten dafür würde um einige Ecken herum der Staat tragen.
Eine Studie der Unternehmensberatungsfirma McKinsey zeigt allerdings auf, dass nur sechs Prozent der Passagiere der Billigfluglinien in Europa wegen der hohen Bahnpreise aufs Flugzeug umgestiegen sind. Das lässt daran zweifeln, dass der Entscheid der SNCB zwingend ist. Übrigens versucht auch Hartmut Mehdorn, die Fahrgastrückgänge bei der DB auf die Konkurrenz der Billigflieger zurückzuführen.
Die SNCB sind im Vergleich mit anderen Bahnen wenig produktiv. Pro Mitarbeiter erbringen sie nur 2.100 Personenkilometer (Pkm) pro Jahr. In Japan, Großbritannien und den skandinavischen Staaten sind es 3.900 bis 5.100 Pkm. Deutschland und die Schweiz liegen zwischen Belgien und den Spitzenreitern. Allerdings berücksichtigt diese Statistik nicht die Kundenzufriedenheit. (Martin Knoepfel)

"Eiserner Rhein" weiterhin blockiert [3/2003]
Der "Eiserne Rhein" ist eine seit dem Ersten Weltkrieg weitgehend stillgelegte Bahnlinie von Antwerpen durch Flandern und die Niederlande nach Deutschland. Es handelt sich um die kürzeste Strecke zwischen dem Hafen Antwerpen und dem Ruhrgebiet.
Die Wiederinbetriebnahme des "Eisernen Rheins" ist nun wohl in weite Ferne gerückt. Das kurze Teilstück auf niederländischem Territorium ist zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Die Niederlande fordern nun, dass das Naturschutzgebiet in einem Tunnel unterquert wird. Das würde 500 Millionen Euro kosten. Die Belgier vermuten, dass die Niederlande die Wiederinbetriebnahme der Strecke hintertreiben, weil Antwerpen dank besserer Dienstleistungen ein harter Konkurrent des Hafens Rotterdam ist. Nun soll ein Schiedsgericht den Streit entscheiden. (Martin Knoepfel)


Großbritannien

Britische Connex verliert Lizenz [3/2003]
Zum Jahresende verliert Connex, mit 1.800 Zügen pro Tag einer der größten Zugbetreiber auf der Insel, seine Betriebslizenz, zweieinhalb Jahre vor Vertragsende. Richard Bowker, Chef der Aufsichtsbehörde, begründete sein drastisches Vorgehen mit Servicemängeln und dem Finanzgebaren des Unternehmens. Die Tochter der französischen Veolia Environement (früher Vivendi) betreibt auch im heimischen Frankreich und in Deutschland Züge, ferner in Schweden, Spanien, Irland, Australien und den USA.
Auf der Insel trifft etwa jeder fünfte Connex-Zug mit Verspätung ein. Gemessen an den jüngsten Pünktlichkeitszahlen liegt diese Gesellschaft damit aber eher im Rahmen der Zustände bei den meisten übrigen Zugbetreibern auf der Insel. Die Beschwerden von Passagieren über unzumutbare Verspätungen und andere Servicemängel waren im ersten Quartal des Jahres nochmals um 28 Prozent gestiegen.
Connex erhielt nicht zuletzt deshalb den Laufpass, weil die Firma ständig mehr Geld vom Staat verlangte. Erst im vergangenen Dezember hatte sie 58 Millionen Pfund an zusätzlichen Geldern erhalten, außerhalb ihres normalen Subventionsvolumens. Dies allerdings mit der Maßgabe, dass die Connex-Manager ihre Finanzen schleunigst in Ordnung bringen. Doch stattdessen hielten diese jetzt erneut die Hand für weitere 200 Millionen Pfund auf. Der Hintergrund zum "Exit" von Connex spricht Bände: Fast die Hälfte aller Betriebsgesellschaften wird mit Steuergeldern am Leben erhalten, die über die ursprünglich vereinbarten Subventionsansätze deutlich hinausgehen. (Frankfurter Rundschau)


Italien

Brennertunnel ab 2006 [3/2003]
Im Jahr 2006 soll der Bau des Brenner-Basistunnels beginnen, wurde vom technischen Koordinator des Projekts mitgeteilt. Zwischen Innsbruck/Nordtirol und Franzensfeste/Südtirol entsteht dann der längste Bahntunnel der Welt. Die Kosten für die 56 Kilometer lange Strecke werden mit 4,5 Milliarden Euro veranschlagt. Der Bau stellt neben der technischen auch eine logistische Herausforderung dar. Es müssen nämlich 12 Millionen Kubikmeter Abraummaterial aus dem Berg transportiert werden. Mit der Fertigstellung dieses Mammuttunnels wird 2015 gerechnet. Dann können täglich 400 Züge - anstelle von 150 Zügen heute - diese bedeutende Alpenquerung passieren und die Strecke München - Verona in nur fünf Stunden bewältigen. Im Fertigstellungsjahr erwartet die Projektgesellschaft ein Güteraufkommen von 58 Millionen Tonnen auf der Brennerroute. 40 Millionen (knapp 70 %) davon sollen auf die Schiene verlagert werden. (Verkehrsrundschau)

Venedig bekommt eine U-Bahn [3/2003]
Im nächsten Jahr soll in Venedig mit dem Bau einer U-Bahn-Trasse begonnen werden, welche die Stadt durch einen rund acht Kilometer langen Unterseetunnel mit dem Flughafen Tessera auf dem Festland verbinden wird. Die Arbeiten sollen spätestens 2010 abgeschlossen sein und etwa 250 Mio. Euro kosten. Für die zwölf Minuten dauernde Fahrt wird man voraussichtlich mindestens drei Euro zu zahlen haben. Bislang ist der Flughafen nur mit dem Boot oder dem Auto zu erreichen. (SZ)


Polen

ST44 vor "Panzerzügen" [3/2003]
Auf Grund von wachsenden Problemen mit Diebstählen aus Kesselwagenzügen im Bahnhof Gdansk Olszynka, wurden nun gravierende Veränderungen im Betrieb dieser Züge wirksam. Sie werden ab sofort von Polizei und SOK (Sicherheitsdienst der PKP) eskortiert. Um den Dieben die Möglichkeit zu nehmen, die Züge durch Kurzschließen der Fahrleitung anzuhalten, werden sie auf der Strecke Zajaczkowo Tczewskie - Gdansk Olszynka zukünftig mit Dieselloks der Reihe ST44 bespannt. Insgesamt acht Maschinen, die derzeit in der Einsatzstelle Zajaczkowo Tczewskie vorbereitet werden, sollen letztendlich für diese Dienste zur Verfügung stehen.
Als erste derartige Lok ist ST44 1099 im Einsatz. Sie bekam einen dunkelblauen Anstrich mit gelbem Längsstreifen, was offenbar an Polizeifahrzeuge erinnern soll. Diesen Eindruck nähren auch die Gitter vor allen Fenstern, die aus Furcht vor gewalttätigen Ausschreitungen seitens der aggressiv operierenden Diebesbanden in Olszynka angebracht wurden. (Frankfurter Rundschau)


Rußland

Neues Eisenbahngesetz [3/2003]
In der Russischen Föderation ist am 19. Mai 2003 ein neues Eisenbahnverkehrsgesetz in Kraft getreten. Es regelt den Betrieb des öffentlichen Eisenbahnnetzes, die Zugangsvoraussetzungen für Beförderer, die Bestimmung des Beförderungsentgelts, Sicherheitsanforderungen und das Dienstrecht der Bahnangestellten. Durch eine Satzung des Eisenbahnverkehrs wurden neue allgemeine Geschäftsbedingun-gen für die Personen- und Güterbeförderung geschaffen.
Am 15. April 2003 ist die Änderung des russischen Gesetzes über die Ein- und Ausreise wirksam geworden. Es enthält u.a. Vorschriften über den Fremdstaat-Transit, die sog. Königsberg-Problematik. Nach den neuen Transitbestimmungen konnten erstmals am 1. Juli Transitpassagiere mit entsprechenden Reisedokumenten in russischen Zügen Litauen auf dem Weg nach Kaliningrad ohne Halt durchqueren. Die Fahrkarten müssen mindestens 24 Stunden im voraus gekauft werden. Die EU hat die hierfür vorab nötigen elektronischen Personenkontrollen mitfi-nanziert. (Wirtschaft und Recht in Osteuropa)

100 Jahre Transsib [3/2003]
Rund 9.300 km lang ist sie, die Transsibirische Eisenbahn - von Moskau bis Wladiwostok. Die längste Bahnstrecke der Welt, kurz "Transsib" genannt, wird 2003 einhundert Jahre alt. Inzwischen ist sie durchgehend elektrifiziert, das letzte Teilstück erst seit vergangenem Dezember. Personenzüge sind auf ihr rund sieben Tage unterwegs. Entlastet wird die Transsib durch die nördlicher verlaufende Baikal-Amur-Magistrale, die erst vor knapp 20 Jahren fertiggestellt wurde. (SZ/FAZ)


Spanien

Schwerstes Unglück seit Jahrzehnten [3/2003]
In das schwere Zugunglück bei Chinchilla Anfang Juni waren der Talgo 226 von Madrid-Chamartín über Murcia nach Cartagena und der Containerzug 83407 von Alicante über Murcia nach Madrid-Abroñigal verwickelt. Dabei kamen 14 Fahrgäste und fünf Eisenbahner ums Leben, etwa 20 Reisende erlitten Verletzungen. Die beiden Wagen erster Klasse an der Zugspitze des Talgo waren ebenso wie dessen Diesellok in Brand geraten. Die überwiegend eingleisige Zweigstrecke nach Murcia / Cartagena ist nicht elektrifiziert.
Zuglok des Talgo war die Krauss-Maffei- Maschine 354-007, die des Güterzugs die kürzlich neu aufgebaute 333-304. Der Fahrdienstleiter von Chinchilla hatte irrtümlich die Strecke freigegeben. Wegen Störungen im Funkverkehr konnte überdies keine Verbindung zu den Lokführern hergestellt werden. (TME)

Mallorca-Tramnetz [3/2003]
Mallorca, die Hauptinsel der spanischen Balearen, soll ein Straßenbahnnetz erhalten, das die Inselhauptstadt Palma mit den umliegenden Urlaubsorten verbindet. Das Netz soll vier Linien mit einer Länge von insgesamt 40 Kilometern umfassen. Die Kosten werden auf rund 550 Millionen Euro beziffert. (FAZ)


Ungarn

Zug gegen Bus [3/2003]
Bei einem schweren Busunglück sind im Mai an einem unbeschrankten Bahnübergang 33 deutsche Touristen ums Leben gekommen, sechs Insassen wurden verletzt. In der Nähe von Siofok am Plattensee stieß ein ungarischer Schnellzug mit einem deutschen Reisebus zusammen. Wahrscheinlich hatte der ebenfalls getötete Busfahrer die Bahnlinie trotz des roten Lichtsignals überqueren wollen - so der ungarische Polizeibefund. Vor einem Jahr war an der gleichen Stelle ein Ehepaar im Auto tödlich verunglückt; 1980 kamen an diesem Bahnübergang 24 deutsche Urlau-ber ums Leben. (Spiegel/ FAZ)


Das Letzte

Japanische Graffiti-Folgen [3/2003]
Gegen 5 Uhr morgens stellte im Depot Isogo-ku in Yokohama ein Bahnarbeiter Graffiti-Schmierereien an einer Seite des Wagens Nr. 9 eines zehnteiligen Zuges fest. Die Graffiti waren rund 1,5 m hoch und 20 m lang. Die Entdeckung veranlasste den Betreiber East Japan Railway Co. (JR East), den Zug sofort aus dem Verkehr zu ziehen und die Graffiti zu entfernen. Bedingt durch den Ausfall der beschmierten Einheit musste ein Zug der Keihin-Tohoku-Linie von Sakuragicho nach Kamata ersatzlos gestrichen werden. Betroffen davon waren rund 2.400 Fahrgäste.
Der Vorfall wurde natürlich der Polizei gemeldet, welche nun auf der Suche nach den Tätern wegen Sachbeschädigung ermittelt. (Mainichi Shimbun)


Das Allerletzte

Südafrikanisches Roulette [3/2003]
Einen seltsamen Höhepunkt bescherte die südafrikanische Transnet Foundation Heritage Preservation (TFHP) den Teilnehmern einer internationalen Dampflok-Safari im Mai diesen Jahres. Um 16.00 Uhr des 14. Tages der Reise eskalierten offenbar die seit Wochen im Hintergrund laufenden Preisverhandlungen. Diese hatten sich als schwieriger als bisher entpuppt, nachdem TFHP die ursprünglichen Preise kurzfristig vor Reisebeginn u.a. wg. Kursschwankungen (brit. Pfund zu südafrikanischen Rand) drastisch erhöht hatte. Während bei wolkenlosem Himmel zwei Loks der Baureihe 15F und die GO-Garratt vor ihren Sonderzügen in Ashton warteten, wurden die Reisenden samt Gepäck hinauskomplimentiert und auf die Straße gesetzt. Den 60 Teilnehmern aus acht Ländern blieb keine Alternative als die Heimreise zum Flughafen per Bus anzutreten.
In Anbetracht der Summe von 1,5 Mio. Rand (ca. 150.000 EUR), welche der Sonderzug gebracht hatte, und dem nicht wieder gut zu machenden Schaden am Ruf Südafrikas als das "touristische Highlight in Afrika" ist nicht nachvollziehbar, was in den Köpfen der verantwortlichen Manager vorging.
Die Konsequenzen der Eisenbahnfreunde folgten jedenfalls auf dem Fuß. Vier weitere jeweils zweiwöchige Dampfsafaris wurden zwischenzeitlich abgesagt, darunter auch die Sommertour nach Namibia. Offensichtlich fanden sich nicht mehr genügend Fans, die sich auf diese neue Art "Risiko" einlassen. (On Track)

Explosive Liebe [3/2003]
Eine Bombendrohung stoppte am 17. August den Nachtexpress Istanbul - Ankara bei Izmit. Die eiligst eingeleitete Durchsuchung blieb jedoch erfolglos. Auffällig war den Polizisten dabei allerdings ein junger Reisender, der - mit dem Taxi herangebraust - sich in den stehenden Zug schmuggeln wollte. Beim folgenden Verhör kam heraus, dass der Mann den Zug zur Freundin in Eskisehir verpasst hatte und - offenbar vergebens - versuchte, diesen mittels Taxi noch einzuholen. (Wer im Einzugsbereich türkischer Städte schon einmal mit dem Auto unterwegs war, wird die Sinnlosigkeit dieses Unternehmens einsehen!)
Als er erkannte, dass dies nicht mehr zu schaffen sei, erinnerte er sich an US-Spielfilme, in denen die Bombendrohungsmethode offenbar gefruchtet hatte. Gedacht, getan, es funktionierte in der Tat ... Ob der Liebestolle sein Ziel allerdings rechtzeitig erreichte, geht aus der Meldung nicht hervor und darf auch bezweifelt werden: Schon allein das entsprechende Verhör hat die Aufenthaltsdauer des Zuges mit Sicherheit deutlich überschritten. (Frankfurter Rundschau)


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